Die Wissenschaftler Lev Muchnik, Sinan Aral und Sean J. Taylor veröffentlichten jüngst in dem Fachmagazin Science ihre Studie zu Verzerrungen, die durch soziale Einflüsse im Internet entstehen können.

Rüssel an Schwanz – der Herdentrieb im Internet

Rüssel an Schwanz
Peter Freitag / pixelio.de

Im Fokus der Arbeit: Bewertungskommentare. Eines der Ergebnisse: Fällt die Erstbewertung positiv aus, dann zieht der menschliche Herdentrieb und die Gesamtbewertung fällt deutlich besser aus. Hierzu fällt die Zahl 32. Nein, das ist nicht die alternative Antwort auf die Fragen der Fragen, sondern die prozentuale Wahrscheinlichkeit, mit der die nächste Person auf einen ersten positiven Kommentar günstiger reagiert. Auch die Gesamtbewertung fällt im selben Fall zu 25 Prozent positiver aus.

Die Forscher selber zeigen sich über die Größe der Effekte eines einzelnen Kommentars überrascht. Der erste Kommentar könne ein Schneeballsystem auslösen. Nicht nur bezüglich der Einstellung zum bewerteten Objekt, sondern auch im Allgemeinen. Das heißt, wurde etwas überhaupt kommentiert, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch weitere Nutzer etwas dazu zu sagen haben. Interessant ist auch die Reaktion auf negative Kommentare. Diese werden nämlich von der Community schnell relativiert, sodass es im Netz eine Grundtendenz zur positiven Bewertung zu geben scheint. Das sehen die Wissenschaftler allerdings durchaus auch kritisch, denn das beobachtete Herdenverhalten kann zu Bewertungsblasen führen, die den Wert kommentierter Dinge künstlich aufbläht.

Für die Studie untersuchten die Forscher über mehrere Monate mehr als 100.000 Kommentare. Teilweise wurden dafür die ersten Bewertungen entweder positiv oder negativ manipuliert. Welche Website/Plattform ihnen für die Forschungszwecke zur Verfügung stand, durften sie aus rechtlichen Gründen nicht bekannt geben.