Wie der Titel des Beitrags bereits nahelegt, sind Kundenbewertungen ein zweischneidiges Schwert. Zum einen beeinflussen die Bewertungen das Kaufverhalten potenzieller Kunden signifikant und zum anderen wird enorm viel Schindluder damit getrieben, sodass es teils regelrecht geschäftsschädigend sein kann.4 sternWir stellen Ihnen im Nachfolgenden eine aktuelle Arbeit inklusive Infografik von eKomi vor, das Unternehmen verdient tagtäglich Geld mit transaktionsbasierten Kundenmeinungen, und zeigen weitere Aspekte des bedeutenden Themas auf. Nehmen Sie sich die Zeit, es lohnt sich! (mehr …)

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Im Grunde könnte es ganz einfach sein. Mal angenommen da wäre der Betreiber eines Online-Shops und dieser möchte nun die Beliebtheit bestimmter Produkte ein wenig, sagen wir mal, aufwerten. Dann könnte er, wie es auch die Ermittler in einem jetzt aktuellen Fall in den USA getan haben, sich an einen Online-Dienstleister wenden, der für die nötigen Fake-Bewertungen sorgt. Das kostet richtig Geld, könnte aber ja, sofern die Bewertungen auch die nötige Glaubhaftigkeit vermitteln können, tatsächlich zur Steigerung der Konversion beitragen. Es würde sich also lediglich eine Frage von Kosten und Nutzen für den Betreiber des Shops ergeben. Dass es damit allerdings lange nicht getan ist, das zeigt nun ein Schlag der New Yorker Generalstaatsanwaltschaft gegen die ”gewerbsmäßigen“ Anbieter von gefälschten Bewertungen. (mehr …)

Die Wissenschaftler Lev Muchnik, Sinan Aral und Sean J. Taylor veröffentlichten jüngst in dem Fachmagazin Science ihre Studie zu Verzerrungen, die durch soziale Einflüsse im Internet entstehen können.

Rüssel an Schwanz – der Herdentrieb im Internet

Rüssel an Schwanz
Peter Freitag / pixelio.de

Im Fokus der Arbeit: Bewertungskommentare. Eines der Ergebnisse: Fällt die Erstbewertung positiv aus, dann zieht der menschliche Herdentrieb und die Gesamtbewertung fällt deutlich besser aus. Hierzu fällt die Zahl 32. Nein, das ist nicht die alternative Antwort auf die Fragen der Fragen, sondern die prozentuale Wahrscheinlichkeit, mit der die nächste Person auf einen ersten positiven Kommentar günstiger reagiert. Auch die Gesamtbewertung fällt im selben Fall zu 25 Prozent positiver aus.

Die Forscher selber zeigen sich über die Größe der Effekte eines einzelnen Kommentars überrascht. Der erste Kommentar könne ein Schneeballsystem auslösen. Nicht nur bezüglich der Einstellung zum bewerteten Objekt, sondern auch im Allgemeinen. Das heißt, wurde etwas überhaupt kommentiert, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch weitere Nutzer etwas dazu zu sagen haben. Interessant ist auch die Reaktion auf negative Kommentare. Diese werden nämlich von der Community schnell relativiert, sodass es im Netz eine Grundtendenz zur positiven Bewertung zu geben scheint. Das sehen die Wissenschaftler allerdings durchaus auch kritisch, denn das beobachtete Herdenverhalten kann zu Bewertungsblasen führen, die den Wert kommentierter Dinge künstlich aufbläht.

Für die Studie untersuchten die Forscher über mehrere Monate mehr als 100.000 Kommentare. Teilweise wurden dafür die ersten Bewertungen entweder positiv oder negativ manipuliert. Welche Website/Plattform ihnen für die Forschungszwecke zur Verfügung stand, durften sie aus rechtlichen Gründen nicht bekannt geben.

In Hinblick auf die Bewertungen von Online-Shops wird sich demnächst einiges ändern. Das OLG Düsseldorf hat einige neue Anforderungen an Bewertungssysteme gestellt. So müssen alle Kundenbewertungen sofort veröffentlicht werden ohne eine vorherige Kontrolle bei den Händlern zu durchlaufen. Die Bewertungsnote bedarf einer Aufschlüsselung, woher sie ihre Quellen bezieht. Die Bewertung darf keinen Einfluss durch Händler erfahren. Bewertungen dürfen nur dann nachträglich gelöscht werden, wenn erwiesenermaßen keine Bestellung der Bewertung zugrunde lag oder wenn es sich um rechtsverletzende Kommentare handelt.

Diese Auflagen betreffen auch das Trusted Shops System, welches überarbeitet werden musste. Das bedeutet auch, dass ab dem 4. April 2013 nur noch Bewertungen zulässig sind, die ab dem 28. September 2012 eingegangen sind.

Bildquelle: Brian Turner, flickr.com CC-BY 2.0