Die Nachricht ist noch etwas wage, kündigt aber möglicherweise eine Revolution im Netz an – die Rede ist von AdID, Anonymous Identifier for Advertising von Google. Bekannt ist nur, das AdID wohl als Nachfolger der 3rd Party-Cookies entwickelt wurde. Das sind Cookies, die nicht von der Website selber platziert werden, sondern durch die eingebundenen Inhalte Dritter. In der Regel betrifft das also Werbung und Social Widgets wie den Like-, Tweet- und Share-Buttons. Die 3rd Party-Cookies ermöglichen das sogenannte Tracking, das Internetnutzer im ”gelungenen Fall“ über mehrere Webseiten hinweg zuordnen kann. Es entsteht eine quasi serverübergreifende Sitzung, die zur Personalisierung des Users verwendet wird.

Ende der kontroversen Tracking-Süßigkeiten im Netz?

An die Stelle der Tracking-Cookies soll nun, so der Google-Plan, AdID treten. Dieses soll jedem Nutzer eine eindeutige ID zuweisen, unter der alle gesammelten Informationen gespeichert werden. Allerdings soll der User Zugriff auf (alle) seine Daten haben und diese möglicherweise (jederzeit?) abrufen, bearbeiten und löschen können. So könnte jeder persönlich festlegen, welche Informationen über ihn an Dritte weitergegeben werden. Denn eines ist klar, Google wird alle freigegebenen Daten Werbenetzwerken weltweit zur Verfügung stellen und zwar kostenlos, sofern diese den Google-Richtlinien bei dem Ganzen zustimmen.

Wenn es Google gelingt die Technologie zum Standard zu machen, wovon bei der aktuellen Marktposition auszugehen ist, dann dürfte dies das Ende für die Tracking-Cookies sein. Die Nutzung von AdID für die sogenannten First-Party-Cookies, die von Webseiten gesetzt werden, scheint derzeit nicht geplant zu sein, zumindest nicht offiziell.

Aus Sicht des Schutzes der persönlichen Daten scheint AdID dem User mehr Mitspracherecht einzuräumen. Wäre es allerdings so einfach, wie es sich zunächst anhört, dann könnte die Technologie dafür sorgen, dass Google mit geschätzt einem Drittel aller Online-Werbeeinnahmen wertvolle Daten verloren gehen. Dass der Konzern aber seine neue Technologie freizügig zugunsten der Privatsphäre der User verwendet, ist nur schwer vorstellbar. Der Online-Werbebranche sowie anderen Suchmaschinen dürfte eine solche Erweiterung der Machtposition jedenfalls kaum gefallen.

Die Nachricht, die ihren Ursprung in einem Bericht bei USA TODAY hatte, kommt außerdem zu einem höchst interessanten Zeitpunkt. Seit über zwei Jahre beraten Verbraucherschützer und Vertreter der Werbeindustrie über den Spagat zwischen einer interessenorientierten Datensammlung und dem persönlichen Datenschutz. Aktuell scheint aber die etablierte Do Not Track-Initiative zu scheitern bzw. deutlich an Boden zu verlieren, da die Digital Advertising Alliance (DAA), für die Werbeindustrie eine der größten Interessenvertretungen, aus den Verhandlungen wegen unvereinbarer Positionen ausgestiegen ist. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. 😉

Zum Bericht von USA TODAY geht’s hier lang.