SEO / Jan Schweder 1. Dezember 2011

SEO- vs. Nutzer-Perspektive – ein unüberwindbarer Konflikt?

Einer der häufigsten Fehler bei der Suchmaschinenoptimierung besteht in der einseitigen Berücksichtigung der SEO-Perspektive bei ungenügender Beachtung aus der Sicht der Nutzer. Häufig liegt hier ein Zielkonflikt vor: Während das größte Ziel der Suchmaschinenoptimierung in der Optimierung einer Webseite für eine Suchmaschine liegt, haben die Nutzer (und damit potenziellen Kunden) völlig andere Erwartungen an einen Internetauftritt. Dieser Konflikt soll hier anhand von zwei Beispielen verdeutlicht werden:

Beispiel 1: Keyword-Dichte

Eine häufig genannte Maßeinheit für die Suchmaschinenrelevanz von Inhalten ist die Keyword-Dichte (engl. keyword density). Diese wird berechnet, indem man die Häufigkeit eines Begriffs durch die Anzahl aller Wörter im Text teilt. Mit Hilfe von Tools kann man relativ einfach die Keyword-Dichte einer Internetseite bestimmen.
Die Bedeutung der Keyword-Dichte für Suchmaschinen ist umstritten. Konnte man früher durch eine übertriebene Verwendung von relevanten Begriffen die Platzierung in den SERPs positiv beeinflussen, kann dies heute sogar schädlich für das Ranking sein, da moderne Suchmaschinen den Seiteninhalt sehr gut auswerten können und sogenanntes Keyword-Stuffing erkennen.
Für die Benutzer einer Website stehen hingegen die Lesbarkeit sowie die thematische Relevanz eines Textes im Vordergrund. Dabei ist es zweitrangig, ob der Text die genauen Suchwörter enthält. Eine künstliche Erhöhung der Keyword-Dichte kann den Lesefluss erheblich hemmen. Suchmaschinen können zudem inzwischen sehr gut Wortvariationen (z.B. Synonyme und Pluralformen) erkennen und zuordnen, so dass keine Notwendigkeit besteht, ein Keyword in seiner Ursprungsform exzessiv zu wiederholen.

Häufig wird nach einem Richtwert für die optimale Keyword-Dichte gefragt. Bei den häufig genannten Werten (meistens zwischen 3-8%) sollte man jedoch beachten, dass, neben den zuvor genannten Gründen fragwürdigen Wert, noch andere Faktoren – etwa die Position der Keywords und die sinnvolle Einbindung in den Text – bei der Bewertung durch Suchmaschinen eine Rolle spielen.

Beispiel 2: SEO-Landing-Pages

Als SEO-Landing-Pages bezeichnet man eine Ansammlung von Landing Pages, die eigentlich nicht Teil einer Webseite sind, sondern über eine separate Linkliste (z.B. eine HTML-Sitemap oder einem dezenten Verweis im Footer) eingebunden werden. Das Ziel einer solchen Lösung ist es, einen Webauftritt auf eine Vielzahl verschiedener Keywords hin zu optimieren. Jedes Keyword erhält so eine separate Landing Page, die bei den Suchmaschinen ein hohes Ranking erreichen soll, um so möglichst viele Besucher auf die Website zu locken.

Auf die Besucher wirken solche Landing Pages häufig abschreckend – insbesondere, wenn es sich um reine „Textwüsten“ handelt, deren Inhalte vor allem auf Suchmaschinen zugeschnitten sind und wenig Mehrwert für den Leser bieten. Auch durch die Verlängerung der Click-Strecke für den Nutzer ist die Folge eine hohe Absprungrate.

Ein mit Hilfe von Landing-Page Inseln erhöhter Traffic ist also mit Vorsicht zu genießen, wenn viele Besucher gar nicht bis zu den eigentlichen Inhalten der Seite vorstoßen.

Weiterer Nachteil von solchen SEO-Landingpage-Inseln ist, dass sich diese nicht richtig in die Website integrieren und somit starke Nachteile innerhalb der internen Verlinkung ergeben und nur sehr schwer Relevanz aufbauen können. Diese künstlichen Inseln sind zudem von Google sehr leicht zu erkennen.

Eine sinnvolle Lösung ist die Optimierung der Website eigenen Content-Seiten als Landing Pages, beispielsweise den Kategorienseiten eines Online-Shops. Hier können gute, relevante Beschreibungstexte wahre Wunder bewirken. Der Vorteil einer solchen Landing Page ist, dass der Nutzer genau dort auf der Seite landet, wo er die gesuchte Information oder das gewünschte Produkt findet. Ein Kauf oder Lead ist von hier aus nur wenige Mausklicks entfernt, was zu einer hohen Conversion Rate beitragen kann.


Fazit: Kompromisse suchen und Nutzer-Perspektive beachten

Das Ziel der Suchmaschinenoptimierung sollte nicht nur das bestmögliche Suchmaschinenranking sein. Das Finden von Lösungen, die auch die Nutzer-Perspektive berücksichtigen, ist maßgeblich für den langfristigen Erfolg einer Website. Hierbei müssen immer wieder Kompromisse eingegangen werden. Im Zweifel sollte man immer die Bedürfnisse der User in den Mittelpunkt stellen, zumal die Suchmaschinenoptimierung nur ein (ohne Zweifel sehr wichtiges) Element der Online-Marketingstrategie ist.

Was nützen eine hohe Keyworddichte und große Landing-Page Inseln, wenn die dadurch gewonnenen User irritiert wieder abwandern, statt sich für die Marke oder die Produkte zu begeistern? Suchmaschinen sind Mittel zum Zweck – die Nutzer sind es letztlich, die für den Erfolg einer Webseite ausschlaggebend sind.