SEA / Olaf Pleines 1. Juni 2012

Google Produktsuche wird kostenpflichtig

Stetiger Wandel und regelmäßige Updates gehören zu Google wie der Fisch ins Wasser. Mit dem heute angekündigten Update vollzieht Google allerdings einen Kurswechsel, der in seiner Form bisher einmalig ist – die Google Produktsuche wird zukünftig kostenpflichtig!

Wann dies in Deutschland der Fall sein wird ist noch nicht bekannt, allerdings wird die Umstellung außerhalb der Vereinigten Staaten nicht mehr im Jahr 2012 erfolgen. Mit der Umwandlung in ein kostenpflichtiges Produkt strebt Google nach eigenen Angaben  eine Verbesserung der Suchergebnisse an. Laut Google wünschen die Nutzer heute mehr, als es ein einfaches Listing aus blauen Links bieten kann.

Die permanente Analyse eingereichter Feeds, das Auffinden und der Abgleich mit entsprechenden Produkten auf der Webseite des Händlers stellt hohe Anforderungen an Googles Ingenieure. Bezieht man ein, dass viele Online-Shops einen bedeutenden Teil Ihres Traffic über die Google Produktsuche beziehen, macht diese Wendung auch aus ökonomischer Sicht für Google Sinn.

Einführung in den USA bis zum Herbst

Eingeführt wird die neue Produktsuche, für Google Updates und neue Services üblich, vorerst in den Vereinigten Staaten und soll dort bis zum Herbst abgeschlossen sein.  Jedoch werden bereits in Kürze erste Veränderungen an der Produktsuche und deren Einbindung mittels Universal Search im freien Feld auf google.com getestet. Hierzu zählt auch, mit als „Sponsored“ gekennzeichneten Produkteinblendungen, auf bisher für die Universal Search Einblendungen vorbehaltenem Platz zu experimentieren.

Einblendung der kostenpflichtigen Google Shopping Snippets
Google-Shopping Snippets werden künftig als zahlungspflichtige Werbeplatzierungen angeboten.

Doch nicht allein die Universal Search Box wird Platz für die Einblendung der Product Listing Ads bieten, auch die in verschiedenen aktuellen Updates genutzte Fläche, rechtsseitig der klassischen Suchergebnisse, biete zukünftig Raum für Produktinformationen. Laut Google soll dieser Platz für Longtail Suchen genutzt werden und stärker strukturierten Informationen vorbehalten sein. Im Beispiel von Google, ein in der Suchanfrage exakt benanntes Teleskop.

Google Shopping Einblendung einer strukturierten Übersicht

Zur Etablierung des vollumfänglich kostenpflichtigen und Google Shopping bezeichneten Nachfolgers der Produktsuche, werden den Google bereits über das Merchant Center verbundenen Händlern verschiedene attraktive Anreize geboten. Wer hierzu weitere Informationen wünscht kann sich unter www.google.com/ads/shopping über die genauen Bedingungen informieren. Flankierend zur Einführung von Google Shopping bewirbt Google auch sein Konzept, des in Deutschland sehr populären Labels „Trusted Shops“, Google Trusted Stores. Dies soll Google Shopping Kunden die Sicherheit bieten, bei einem Kauf bis zu einer Höhe von 1.000 $ abgesichert zu sein. Ob auch Google Trusted Stores mit der neuen Form der Produktsuche in den europäischen Markt überführt wird ist noch nicht abzusehen.

Ermittlung des Rankings in der neuen Produktsuche

Die Ermittlung des Rankings wird, vorbehaltlich etwaiger Änderungen, auf Basis der Relevanz  eines Produkts zur Suchanfrage und dem Gebot des Händlers zur entsprechenden Suchanfrage  ermittelt. Auf diesem Modell gründen bereits die Ende 2011 in Deutschland eingeführten Product Listing Ads, welche über  Google AdWords gebucht werden und aus dem ins Merchant Center eingespeisten Feed befüllt werden. Letztlich ist die Umwandlung somit nichts anderes, als eine Transformation der bisher kostenfreien Produktsuche in ein, über den cost-per-click ausgesteuertes,  Auktionsmodell. Dies wird sicherlich erheblich zur Steigerung der Datenqualität beitragen.

Was verspricht sich Google?

Wie schon erwähnt ist die hochwertige Aufbereitung der Daten für das Merchant Center sicherlich kein Zuckerschlecken und wer einmal abseits der populären Produkte gesucht hat, wird sich in dieser Ansicht leicht bestätigt finden. Eine Vielzahl schlechter oder wenig aussagekräftiger Suchergebnisse treten schnell zu Tage. Daraus, eine Geschäftsbeziehung mit den Händlern einzugehen, erwartet sich der Suchmaschinenanbieter ein gesteigertes Interesse der Händler an einer hohen Qualität der übermittelten Daten. Im Besonderen bezogen auf die Angabe korrekter Preise, stimmiger Lagerbestände und der Option aktuelle Aktionsangebote kurzfristige einzubeziehen und darzustellen.

Dies soll den teilnehmenden Händlern qualifizierteren Traffic zu führen und so für eine Verbesserung der Conversion Rate sorgen. Es mag zynisch klingen, doch durch die Umwandlung in ein kostenpflichtiges Angebot werden viele Anbieter aus der Produktsuche gedrängt. Dies sollte bei gleichbleibender Anzahl der  Suchenden schon automatisch zu mehr Traffic bei den teilnehmenden Händlern führen.

Welche Bedeutung hat die Umstellung für Händler?

Das diese Umstellung nachhaltige Auswirkungen haben wird steht wohl außer Frage. Der wichtige Platz im oberen Bereich der Suchergebnisseite ist bereits hart umkämpft. Auch wenn die Einblendungen am gewohnten Ort stattfinden und als „Sponsored“ gekennzeichnet sind, wird das Auge nicht umhin kommen auf diese zu reagieren und Sie weiterhin mit hoher Wahrscheinlichkeit anzuklicken. Da diese Klicks zukünftig für Google bare Münze sind, kann davon ausgegangen werden, das die Präsenz der One-Box zukünftig nicht abnehmen wird. Dies führt auch zur weiteren Verdrängung organischer Suchergebnisse und einem verstärkten Wettbewerb um die verbliebenen Positionen „above the fold“.

Abzuwarten bleibt, welche Erfahrungen und Schlüsse Google aus der Einführung in seinem Kernmarkt zieht und in den europäischen Suchmaschinenmarkt einbringt.