Emojis im Social Media Marketing: Spielerei oder wertvoll?
Die Erfolgswelle von 😃, 💪🏻 und ❤️ in den sozialen Medien ebbt nicht ab. Kein Wunder, dass Emojis bei vielen Unternehmen inzwischen fester Bestandteil des Social Media Marketing sind. Sind die Bildzeichen aber reine Spielerei oder wertvoll?

Warum sind Emojis in der digitalen Sprache so erfolgreich?
Emojis (aus dem Japanischen: „Bilderbuchstaben“) sind inzwischen fester Bestandteil unserer digitalen Kommunikation. Die Sprachexperten des Oxford Dictionary erklären sich den großen Anklang damit, dass die Bildchen einen direkten Bezug zur realen Welt herstellen, während unsere geschriebenen Buchstaben und Wörter nur eine abstrakte Darstellung dieser sind. Mehr zur Theorie gibt’s im Beitrag des Oxford Dictionary.
Vorteilhaft ist dies vor allem, wenn es um Emotionen geht. Selbstverständlich kann auch die normale Schriftsprache Emotionen auslösen, jedoch muss sie dafür einen wesentlichen Mehraufwand betreiben (z. B. eine Geschichte erzählen). Vor allem in der digitalen Kommunikation ist dies ein Hindernis. Ob Facebook-Post oder Tweet, ob Bildunterschrift oder E-Mail-Betreffzeile: Es stehen wenig Zeichen zur Verfügung. Wer auf diesem begrenzten Platz Emotionen erzeugen möchte – und selbstverständlich funktioniert Marketing mit emotionalem Bezug besonders gut –, für den sind Emojis ein einfacher und außerdem moderner Weg.
Vor allem die sogenannten Emoticons eignen sich hierfür bestens. So bezeichnet man die Emojis, mit denen Gefühle ausgedrückt werden, beispielsweise ein lachendes Gesicht oder eines, das ängstlich aussieht. Hiermit können Aussagen außerdem eine bestimmte Konnotation erhalten. Achten Sie auf den Unterschied bei dieser Nachricht:
Das hast du doch extra gemacht.
Das hast du doch extra gemacht. 😉
Doch auch gegenständliche Emojis können Gefühle erzeugen beziehungsweise die Interpretation von Aussagen beeinflussen. Ein niedliches Tierbild, ein Feuerwerk oder eine strahlende Sonne erzeugen im Leser ebenfalls emotionale Assoziationen. Kein Wunder also, dass sowohl Emoticons als auch alle anderen Emojis in der Welt des digitalen Marketings beliebt sind und immer beliebter werden.
Und wie zeigt sich dieser Erfolg im Online- und Social Media Marketing?
Der Einsatz von Emojis lohnt sich auf vielen Kanälen:
Beim E-Mail-Marketing kann durch die Verwendung von Emojis in der Betreffzeile die Öffnungsrate erhöht werden. 65 % der Unternehmen, die Emojis in Betreffzeilen einsetzen, berichten von höheren Öffnungsraten.
Auf Facebook sorgen Emojis durchschnittlich für 57 % mehr Likes, 33% mehr Shares und 33 % mehr Interaktionen.
Auf Twitter können Sie ebenso von einer höheren Reaktionsrate ausgehen, wenn Sie Emojis einbinden. Ein nicht repräsentativer, aber interessanter Selbstversuch des Online Marketing Spezialisten Larry Kimverzeichnete über 25 % mehr Engagement bei einem Post mit Emojis.
Auf Instagram verzeichnen Veröffentlichungen mit Emojis 17 % mehr Aktivität.
Für wen ist die Nutzung von Emojis im Social Media Marketing empfehlenswert?
Nun ist es leider nicht so, dass Sie Ihrem nächsten Facebook-Post oder Tweet mal eben drei Emojis hinzufügen und davon ausgehen können, dass dieser hierdurch automatisch mehr Likes und Shares bekommt. Bevor Sie überhaupt darüber nachdenken, Emojis für Ihren Unternehmensauftritt einzusetzen, sollten Sie sich fragen, ob diese überhaupt zu Ihrem Unternehmen und Ihrer Zielgruppe passen.
Wichtig ist zum einen die Art des Unternehmens: Ein Bestatter wird vermutlich lieber auf die Bildzeichen verzichten, da sie zu verspielt für ein so ernstes Betätigungsfeld wirken. Aber auch als sonst sehr seriös auftretende Bank oder Versicherung könnte es anbiedernd wirken, wenn Sie Emojis verwenden. Schließlich sagt jeder Zweite, dass Emojis für ihn nur dann eine positive Wirkung haben, wenn sie zum Unternehmen passen.
Weiterhin ist die Zielgruppe entscheidend. Welche Personas möchten Sie ansprechen? Sind diese internetaffin? Eher jung, eher weiblich? In diesem Fall ist die Verwendung von Emojis durchaus angebracht, wie diese Studie zeigt. Sie sprechen eine eher ältere, eher männliche, eher konservative Zielgruppe an? Dann macht ein Social Media Auftritt zwar möglicherweise trotzdem Sinn, doch Sie sollten Emojis eher nicht oder nur zurückhaltend einsetzen.
Übrigens: Bekannte Sportmarken wie Nike oder Adidas nutzen bei Ihren Facebook-Auftritten fast keine Emojis. Wie kann das sein, bei modernen Unternehmen mit einer jüngeren, sportlichen Zielgruppe? Der Grund könnte in der allgemeinen Corporate-Kommunikation liegen. Der Ton bei den Facebook-Postings beider Unternehmen ist eher ernst, mit kurzen und prägnanten Sätzen, die den Kampfgeist des Lesers ansprechen. Emojis würden den Effekt dieser Sprache abschwächen und die Postings in Humorvolle ziehen. Das bewusste Weglassen von Emojis kann also auch einen Effekt haben.
Schauen wir uns mal das zweite Posting von adidas näher an. Nehmen wir an, der letzte Satz würde mit einem Emoji abschließen, beispielsweise so:
Create a path that is your own. 😊
Oder auch so:
Create a path that is your own. 💪
Während der Satz selbst im Leser eher wie eine ernste Aufforderung eines Motivationstrainers wirkt, hat sie durch das Emoticon eine Freundlichkeit bekommen, die nicht dazu passt. Und der Bizeps-Emoji passt zwar inhaltlich besser – aber auch hier wird die Wirkung der „So ist es. Mach es!“-Aussage abgeschwächt.
Die Beispiele der Sportmarken zeigen also, dass es nicht nur auf die Marke beziehungsweise das Produkt an sich und die Zielgruppe ankommt, sondern auch darauf, was genau ich mit meinem Social Media Auftritt erreichen und wie ich wahrgenommen werden möchte.
5 Tipps für die richtige Einbindung von Emojis bei Facebook, Twitter & Co.
1) Emojis nicht als Selbstzweck verwenden
Auch wenn Emojis grundsätzlich zu Ihrer Unternehmenskommunikation passen, sollten Sie sie nicht um ihrer selbst willen benutzen. Dies wirkt zu gewollt. Überlegen Sie sich: Welche Emotionen möchte ich mit meinem Post erzeugen? Welche Bilder möchte ich im Leser hervorrufen? Entsprechend wählen Sie das passende Emoji aus.
2) Nicht zu viele Emojis verwenden
Inflationärer Gebrauch von Emojis lässt deren Wirkung verpuffen. Wie bei allem gilt: Halten Sie das richtige Maß. Ein oder zwei gezielt gesetzte, passende Emojis in einem Post bringen mehr, als wenn Sie Ihr Posting mit Bildchen überfluten. Zu viele Bilder wirken eher gewollt, siehe Punkt 1).
3) Das passende Emoji verwenden
Hier ist mehr Fingerspitzengefühl gefragt, als so manch einem Social Media Redakteur klar ist: Denn viele Emojis sind missverständlich. So wird dieser hier ? von manchen als erschrocken, von anderen als beschämt, von wieder anderen als unterwürfig wahrgenommen. Sie sollten also möglichst nur auf Emojis zurückgreifen, die eindeutig in ihrer Interpretation sind.
4) Emojis sollten den Post aufwerten
Nehmen wir einmal an, Sie haben festgestellt, dass Emojis a) zu Ihrem Unternehmen und b) zu Ihrer Zielgruppe passen sowie dass Sie c) ein eindeutig interpretierbares und zum Posting passendes Emoji gefunden haben. Dann spricht doch alles dafür, es einzubinden, oder? Das kommt darauf an. Wenn das Bildchen eher überflüssig wirkt, sollten Sie es weglassen. Nur wenn es eine getroffene Aussage unterstreicht (oder ironisch bricht), eine gewünschte Emotion erzeugt oder dem Post anderweitig einen zusätzlichen Effekt verleiht, sollten Sie es auch nutzen. Da es bei Konsumenten durchaus eine gewisse Müdigkeit hinsichtlich der Emojis zu geben scheint, können Sie davon ausgehen, dass Ihre User diesen überlegten Einsatz zu schätzen wissen. So können Sie zusätzliche Sympathiepunkte sammeln.
5) Achtung bei internationalen Kampagnen!
Andere Länder, andere Sitten – und andere Emojis. Die Gefahr von unterschiedlichen Interpretationen des gleichen Emojis wächst, je heterogener Ihre Zielgruppe ist, vor allem hinsichtlich der Nationalität. Denn Emojis werden manchmal in einem Land ganz anders eingesetzt als in einem anderen. So bedeuten die gekreuzten Finger bei uns, dass man jemandem Glück wünscht. In Vietnam dagegen wird so das weibliche Geschlechtsteil dargestellt. Hier lauern also zahlreiche Fettnäpfchen.
Beispiele für den Einsatz von Emojis auf Facebook
IKEA: Wohldosierter und passender Einsatz von Emojis sorgt für eine sympathische Wirkung.
dm: Der Facebook-Auftritt ist zwar erfolgreich, jedoch stören die Emojis den Lesefluss stark und haben häufig keine zusätzliche Aussage: Hier ist der Nutzen eher fragwürdig. Der Erfolg der Facebook-Seite dürfte eher daher rühren, dass dm seinen Nutzern viele Posts mit Mehrwert (Tutorials, Gewinnspiele) bietet.
SIXT: Eingesetzte Emojis passen zu den häufig witzigen Posts und dem grundsätzlichen charmanten Ton der Social Media Kampagnen.
FlixBus: Auch hier sehr viele Emojis, die nicht immer einen Mehrwert haben. Der Text wirkt durch die vielen Bilder unübersichtlich.
Fazit
Emojis sind ein fester Bestandteil des modernen Social Media Marketing und mehr als bloße Spielerei. Richtig eingesetzt können sie die Interaktionsrate deutlich erhöhen. Dazu sollten Sie immer vorher prüfen, ob Emojis grundsätzlich für Ihr Unternehmen und Ihre Zielgruppe in Frage kommen, ob Sie ein inhaltlich passendes und klar interpretierbares Emoji zum entsprechenden Posting finden – und Sie sollten die Bildzeichen grundsätzlich nur sparsam einsetzen.
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Quellen und Links
Blog Hootsuite
Social Media Today
Beitragsbild:
GDJ // pixabay