Linkbuilding / trafficmaxx 19. August 2015

Pagerank Sculpting – Webseitenarchitektur für Fortgeschrittene

Pagerank Sculpting beschreibt das I-Tüpfelchen bei der Einrichtung und Planung einer Website-Architektur. Es ist in der Regel die Technik, die angewendet wird, wenn alle anderen Stellschrauben hinsichtlich der internen Verlinkung einer Website bereits aufs feinste justiert wurden. Und manchmal ist es auch der letzte Ausweg, um Googles Bots von den Seiten fern zu halten, die so gar nicht in den Index sollen.

Was ist Pagerank Sculpting?

Pagerank Sculpting ist eine SEO-Technik durch die erreicht werden soll, dass Google, anders als normale Nutzer, bestimmten Links nicht mehr folgen kann.

In der Regel wird diese Technik dann angewendet, wenn man vermeiden möchte, dass Seiten, die nicht in den Index sollen oder keinerlei SEO-Relevanz haben, domainintern mit Pagerank versorgt werden.

Der Pagerank beschreibt vereinfacht gesagt, die Kraft, welche einem spezifischen Dokument im Netz aufgrund der darauf eingehenden Links zukommt. Diese Kraft ist dann einer der Faktoren auf Basis dessen Google bestimmt, wie relevant ein Dokument sein muss und wir gut es demnach gerankt werden muss.

Dieser Pagerank wird vererbt – und zwar auf Basis von ausgehenden und eingehenden Backlinks. Dabei ist „vererbt“ eigentlich gar nicht so ganz treffend ausgedrückt. „Geteilt“ trifft es viel besser.

Mit jedem ausgehenden Link verliert ein Dokument an Pagerank, denn dieses gibt nun einen Teil des Linkjuices (die fancy Bezeichnung für Pagerank) an das Dokument ab, auf das verlinkt wird.

Und obwohl es eigentlich eine ganz hervorragende Idee ist, andere Relevante Dokumente zu verlinken, kann dies aus unterschiedlichen Gründen nicht gewünscht sein.

Und in eben solchen Fällen kommt das Pagerank Sculpting ins Spiel.

Wann ist Pagerank Sculpting sinnvoll?

Pagerank Sculpting stellt dann eine sinnvolle Technik dar, wenn Google, anders als die Nutzer, bestimmte Seiten einfach nicht ansteuern und indexieren soll.

Solche Seiten sind in der Regel Seiten, die zwar in irgendeiner Weise einen Mehrwert für den Nutzer bieten, dabei aber im Google Index nichts verloren haben und daher auch nicht vom Google Bot besucht werden sollen.

Typische Beispiele sind hier Login-Seiten, Cornerstome-Pages, AGBs, oder sehr kleinteilige Produktfilter. Pagerank Sculpting kann aber auch für das Siloing genutzt werden.

Diese Seiten können vom internen Pagerank-Fluss abgeschnitten werden. Das ist besonders dann eine naheliegende Idee, wenn es aus dem einen oder anderen Grund notwendig ist, die betreffenden Seiten Domainweit anzulinken.

Wie mache ich Pagerank Sculpting?

Um Besuchern Links auf bestimmte Unterseiten anbieten zu können, Google aber davon abzuhalten diese Seiten zu besuchen, will ich drei Techniken vorstellen. Dabei ist zu beachten, dass eine dieser Technik nur dann Anwendung finden sollte, wenn Google der Weg auf externe Seiten versperrt werden soll.

Um den internen Pagerankfluss auszusteuern, kommen aktuell nur noch zwei dieser Praktiken in Frage.

Pagerank Sculpting durch „nofollow“

In den guten alten Zeiten (und damit meinen SEOs meist die Zeit vor 2009) war Pagerank Sculpting noch denkbar einfach.

Alles was getan werden musste, war, einen Link – extern oder intern – mit dem Attribut „NOFOLLOW“ zu versehen. War dies erledigt, so folgte Google dem Link nicht mehr, Dokumente konnten verborgen werden und der Pagerank verblieb wie gewünscht auf der verlinkenden Seite. Dort wurde er dann gebunkert oder gezielt an SEO-relevante Dokumente verteilt.

In der nicht mehr ganz so guten, heutigen Zeit funktioniert dies aber nicht mehr so ohne weiteres. Wie Matt Cutts bereits 2009 klargestellt hat, ist Goolge zu dem Schluss gekommen, dass Webmaster dieses Attribut oft nicht zielführend verwenden und hat darum beschlossen, das Nofollow-Attribut bei der internen Verlinkung weitestgehend zu ignorieren.

Intern bewirkt das Nofollow-Attribut also nicht mehr, dass die so verlinkte Seite vom Pagerank-Fluss abgeschnitten wird. Vielmehr könnte man sagen, dass Google diese Links in erster Instanz so wertet, wie jeden Dofollow-Link auch. Das verlinkende Dokument vererbt Pagerank . Dieser kommt dann aber nicht dem verlinkten Dokument zu Gute, sondern verschwindet vielmehr im Nirvana.

Interne-Nofollow-Links
Conrad nutzt interne Nofollow-Links: der falsche Weg!

Pagerank Sculpting durch interne Nofollow-Links ist also das Falscheste, was man tun kann, will man den Linkjuice-Fluss auf der eigenen Seite aussteuern.

Für externe Links scheint diese Technik jedoch auch weiterhin anwendbar zu sein. Willst Du also Google davon abhalten, deinen wohl verdienten Pagerank einer externen Seite zuzuteilen, so stellt das Nofollow-Attribut noch immer ein geeignetes Mittel dar.

Aber beachte: dies gilt wirklich nur für externe Links. Intern Nofollow-Links zu setzen ist seit nunmehr sechs Jahren keine wirklich zielführende Maßnahme mehr.

Pagerank Sculpting durch Java Script

Eine weitere Möglichkeit Google davon abzuhalten, bestimmte interne Seiten zu besuchen und Pagerank an diese weiterzureichen, besteht darin, Links auf diese Seiten in Java Script anzulegen.

Dabei ist jedoch zu beachten, dass Google solchen Java Script Links folgt, für welche die Bots ein Adresse finden können. Es bringt also wenig, einen Link in Java Script anzulegen, die Adresse des Linkzieles jedoch für Google sichtbar anzugeben.

kaschieren-js-falsch
JS-Links werden von Google verfolgt. Diese Form der Umsetzung ist zum PR-Sculpting ungeeignet.

In einem solchen Fall erkennt Google den Link als das, was er ist, verfolgt ihn und vererbt Pagerank.

Solltest Du Dich dazu entschließen, Links vor Google zu verstecken, indem Du Java Script nutzt, so musst Du darauf achten, die Adressen dieser Links zu kodieren.

Dazu nutzt Du z.B. Base64 und sperrst die entsprechende Datei via Robots.txt.

JS-Link-richtig
JS-Links richtig umgesetzt. Dieser Link wird (noch) nicht verfolgt.

Leider hat auch diese Technik so ihre Tücken. Zwar eignet sie sich aktuell noch recht gut, um Google von bestimmten Seiten fern zu halten, jedoch wird die Suchmaschine immer fingerfertiger im Umgang mit Java Script. Und wer weiß? Vielleicht ist diese Technik schon nicht mehr zielführend, kurz nachdem ich diesen Artikel online gestellt habe.

Zum zweiten ist diese Technik recht ungünstig in Anbetracht der Tatsache, dass Links so nicht nur vor Google sondern auch vor den Besuchern versteckt werden, welche ihr Java Script deaktiviert haben.

Es sind nicht viele, für die aber sind diese Links schlicht nicht vorhanden – Deine Cornerstone-Seite also gar nicht aufrufbar.

Pagerank Sculpting via Formular

Der beste Weg, den internen Linkjuice-Fluss via PR-Sculpting auszusteuern besteht meines Erachtens darin, die betreffenden Seiten nur über einen Formularaufruf erreichbar zu machen.

Google interagiert bekannter Maßen nicht mit HTML-Formularen. Diesen Umstand können wir uns zu Nutze machen. Indem wir das Aufrufen einer URL als Formularaktion (formaction) definieren, können wir also Besucher auf bestimmte Seiten leiten, ohne dass Google diese Seiten besuchen kann und folglich auch ohne Pagerank an diese Seiten weiter zu geben.

Mit ein wenig CSS kann der entsprechende Formularbutton dann auch so gestylt werden, dass dieser sich wie ein ganz gewöhnlicher Link in den übrigen Text einfügt. Oder aber z.B. auch so, dass er sich für Links auf Product-Handler Redirects nutzen lässt (oder in die Hauptnavigation integriert werden kann etc.).

Formular Link zum Pagerank Sculpting
Ein Formular lässt sich wie ein Link stylen – und wird von Google nicht aufgerufen.

Beispielcode:

Einen kleinen Haken hat die Sache aber noch. Bei dieser Methode wird der Browser-Back-Button mehr oder weniger nutzlos. Ruft ein Nutzer den Formularlink auf und navigiert dann zurück, so wird dieser in der Regel eine Meldung „Formular neu bestätigen“ (oder Ähnliches) erhalten.

Um dem aus dem Wege zu gehen, empfiehlt es sich, auf die hier beschriebene Technik zurückzugreifen.

Ist all dies korrekt umgesetzt, hast Du auf sehr einfache aber zielführende Weise bestimmte interne Dokumente vom Pagerank-Fluss abgeschnitten.


Fazit

Pagerank Sculpting wie hier beschrieben, stellt den letzten Feinschliff in der Planung und Umsetzung Deiner Seitenarchitektur dar.

Hast Du alle anderen Stellschrauben bereits gedreht, alle wichtigen Dokumente populär verlinkt und Unwichtiges in die Tiefe verschoben, so steht Dir jetzt ein Mittel zu Verfügung, um dem Google Bot auch noch den letzten kleinen Hinweis darauf zu geben, was Du als wichtig und was als unwichtig erachtest.

Diese Technik sollte vor allem dann Anwendung finden, wenn für das SEO nicht relevante Dokumente aus anderen Gründen extrem prominent verlinkt werden müssen (z.B. AGBs seitenweit im Footer). Oder aber, wenn es nicht möglich ist, beachtliche aber für Google „leere“ oder inhaltsarme Bereiche auf andere Weise vor den Google Bots zu verbergen.

Die von mir beschriebenen Techniken sind bei weitem nicht die einzigen Wege, das angestrebte Ziel zu erreichen. Wem der Weg über die Formular-Links zu einfach ist, der kann sich hier über andere Möglichkeiten informieren, Pagerank Sculpting zu betreiben.

Aber nicht vergessen – das Ganze ist wirklich die Stellschraube, die sich erst dann zu bedienen lohnt, wenn alles andere bereits getan ist. Mehr als ein irrelevantes Dokument zu verstecken, bringt es in der Regel, ein besonders relevantes ebenso besonders hervorzuheben.

Wenn aber alles andere im Hinblick auf die interne Verlinkung passt, dann ist PR-Sculpting vielleicht die Maßnahme, die Deiner Seite den letzten Kick gibt, um an Deinen Konkurrenten vorbei zu ziehen.
Bildquelle: pixabay.com