Google / trafficmaxx 21. Mai 2014

Panda 4.0 – Was Google mag und was nicht

Am 20.05.204 hat Googles Matt Cutts per Tweet verkündet, dass das vierte große Panda Update (es gab ja mehrere kleiner Iterationen) ausgerollt worden ist.

Starke Bewegungen in den SERPS waren bereits am Anfang der Woche zu verzeichnen und an vielen Stellen wurde bereits über ein Google Update spekuliert.  Jedoch hatte nahezu jeder Beteiligte dabei eher den Penguin 3.0 erwartet. Nun ist es von offizieler Stelle bestätigt. Der Panda 4.0 ist los und wir sind live dabei.

Tweet Matt Cutts Panda 4.0

Den netten Jungs von SISTRIX sei dank, kennen wir bereits jetzt die Gewinner und Verlierer dieses Updates (wobei es ja eigentlich zwei waren). Mit dieser Liste bei der Hand, will ich mich jetzt daran machen, herauszufinden, was genau da vor sich geht. Dabei begegnen mir, neben akutem Zeitmangel zwei gravierende Probleme. Erstens kam der Panda nicht allein, sondern mit einem weiteren Update im Gepäck. Ich werde daher ersteinmal nur Seiten untersuchen, von denen ich glaube, dass ein Spamupdate (Pay Day Loan) nicht die entscheidene Rolle spielen sollte. Weiterhin ist nicht gesagt, dass Google mit dem Roll Out bereits durch ist, d.h. wer gerade als Gewinner dasteht, kann am Ende des Prozesses nicht mehr aufzufinden sein – theoretisch.

Hinzu kommt, dass ich natürlich nicht alle Daten bei der Hand habe, die ich benötigen würde, um mit Gewissheit zu sagen, warum dem Panda die eine und nicht die andere Seite gefällt (aber wer hat die schon?). Ich sehe mir letztlich nur einige Gewinner und Verlierer an und kenne dabei weder die Geschichten dieser Seiten genau, noch weiß ich, in welchen Seitenbereichen nicht zufällig noch eine andere Maßnahme (z.B. Offpage) umgesetzt wurde. Aber ich denke, bestimmte Muster lassen sich dennoch ablesen, wenn man sich die Seiten als Ganzes betrachtet und nicht auf konkrete, einzelne Rankingentwicklungen abzielt.

Was am Ende stehen soll, ist dann schlicht eine Aufzählung von Gemeinsamkeiten zwischen den Gewinnern und Verlierern, mit Hilfe derer man sagen könnte: Seiten, die so und so aufgestellt sind, könnten tendenziell bevorzugt werden.


Der Panda Standard

Bei der Analyse der Gewinner und Verlierer sind mir zwei Dinge besonders aufgefallen, von denen eines durchaus erwartbar war. Was zu erwarten war, war der Panda-Standard, d.h. eine Bewertung nach inhaltlicher Dichte und Qualität. Gewonnen haben unter anderem (!) solche Seiten, die hart daran gearbeitet haben, guten Content in ordentlicher Zahl zu produzieren und in Ansprechender Weise zur Verfügung zu stellen. Genau das ist ja der offziell postulierte Job des Google-Panda. Finde inhaltlich dünne Seiten und tausche sie gegen besser aufgestellte aus.

Das erklärt erst einmal ein paar der Gewinner (z.B. gesundheit.de) und einige Verlierer (z.B. katalog-stadt.com). Während ersterer stark an inhaltlicher Qualität gewonnen hat, fühlt man sich, nachdem man die Katalogstadt besucht hat, nicht wirklich klüger. Viel interessanter ist dabei, was abseits dieses Standards auffällt.

Sieg im Fokus

Neben den Inhaltsmonstern finden wir noch einige Ausreiser unter den Gewinnern. Vergleichsportale oder Affiliate Shops, bei denen man nicht auf den ersten Blick erkennt, warum ausgerechnet diese Seiten jetzt dem Panda so sehr zusagen sollten. Warum verliert Idealo und ladenzeile.de und stylight.de gewinnen? Wer sich auf allen drei Seiten einmal genauer umsieht, der wird feststellen, dass keine dieser Seiten inhaltlich wirklich gut bestückt ist. Der Inhalt kann hier also wenig zu Sieg oder Niederlage im Angesicht des Pandas beitragen.

Es gibt dieses Mal Gewinner, die sich hinsichtlich der inhaltlichen Qualität nicht sonderlich von den Verlierern unterscheiden.

Man muss schon eine ganze Zeit navigieren, bevor man auf  ladenzeile.de und stylight.de auf die ersten Texte stößt (Ok – Ladenzeile hat nen Startseitentext…spielt aber hier keine Rolle). Der Verlierer Idealo hingegen hat zumindest versucht, seinen Usern mehr oder weniger gehaltvollen Lesestoff anzubieten. Inhaltlich, d.h. was die textliche Dichte und Qualität betrifft, haben wir es hier mit gleichen Voraussetzungen zu tun. Alle drei bieten sich nicht gerade als glänzende Beipsiele dafür an, wie man eine Seite mit Texten auszustatten hat. Was also gibt hier den Ausschlag?

Was Ladenzeile und Stylight anders (und besser) machen als Idealo

Der Grund zum Sieg, so scheint es mir, liegt hier im Fokus. Ladenzeile und Stylight liefern jeweils gute Beispiele für eine Seitenarchitektur, die sich auf eine bestimmte Keywordwelt fokussiert und so ein stringentes, thematisches Ganzes schafft, das Google recht nett zu finden scheint.

Klingt abstrakt und irgendwie verworren? Ich erkläre das mal kurz – und zwar ganz konkret 😉

Wir alle kennen ja die Erfolgsgeschichte von Check24.de und wie Kai Spiesterbach Themenwelten über interne Verlinkung geschaffen hat. Nein? Ok.

Check24.de war einmal aus Sicht einer Suchmaschine, die gerne das Thema einer Domain erfassen würde, ein semantischer Bauchladen. Da irgendetwas mit Versicherungen, dort irgendwas mit Handies, dann noch Stromvergleich und die Suchmaschine nur so „Hä?“. Wenn Google die Domain besucht (hat), dann hat sie kein Thema gefunden, sondern viele Themen und zwischen denen wurde sie hin und her geschickt. Und dann die Sache mit dem Siloing.

Siloing meint nichts anderes, als dass man Google den Weg von einem Thema ins nächste versperrt. So bewegt sich Google inerhalb eines stringenten Ganzen und interne Verlinkung findet nur unter thematisch eng beieinanderliegenden Seiten statt. So zirkuliert der Pagerank „durch ein Thema“ und Google freut sich über so viel Kontext der tatsächlich hilft, das Thema einer Seite zu erschließen, selbst wenn der Inhalt das eigentlich gar nicht hergeben würde (mal ehrlich… auf den meisten Seiten bieten ladenzeile und stylight Google nicht mehr als eine Headline und einen Title). Das ist themenrelevanter (onpage)-Linkaufbau.

Wenn Pagerank durch ein eingegrenztes Thema zirkulieren kann, dann sollte das Google durchaus helfen.

Was man mit dieser Taktik eigentlich erreichen will, ist einen thematischen Fokus, oder in SEO: einen Fokus auf eine ganz bestimmte Keywordwelt, zu setzen. Und eben darin sind Ladenzeile und Stylight so viel besser, als die Verlierer und zuvorderst Idealo. Auch wenn beide dieses eine Ziel auf unterschiedlichen Wegen, d.h. mit unterschiedlichen Taktiken erreichen. Ladenzeile betreibt Siloing im ganz großen Stil, Stylight hat einen ziemlich klaren Fokus auf die Themenwelt gesetzt, die man Google mitteilen möchte. Beide scheinen etwas richtig zu machen (ein weiteres, ganz besonderes Beipspiel findet sich in „Der Panda Crack: Eine Seitenarchitektur die Google lieben wird„.

Der definierte Weg: Stylight

Bei Stilight hat man sich im Vorfeld ziemlich dezidierte Gedanken darüber gemacht, welche Keywords wirklich relevant sind und ob das Thema auch wiklich eng genug eingegrenzt ist. Worauf man sich dann eingeschossen zu haben scheint, sind Kombinationen mit Markenbegriffen. Stylight bietet (Affiliate Links auf) Bekleidung für Damen und Herren sowie Accessoires. Dazu gibt es eine kleine Community, herangezogen via Möglichkeit der Beteiligung, bei der man sich (ohne allzu großen technischen Aufwand betreiben zu wollen) vom Platzhirschen Stylefruits hat inspirieren lassen. Bei Stylight findet Google viele Produkte, wenig Text und jede Menge Bilder.

Interne Links via Sidebar
Sidebarelement aus der Kategorie Schuhe

Was Google aber vor allem findet, ist eine ziemlich klar definierte Keywordwelt und eben eine Architektur, die voll und ganz danach aufgebaut ist. Wichtig sind für Stylight die Produkte aus den Kategorien Bekleidung & Schuhe. Weniger wichtig die Accessoires. Letzteres ist daran gut abzulesen, dass Bekleidung und Schuhe Links aus den Unterkategorien der Accessoires bekommen, der umgekehrte Weg aber nicht beschritten wird.

Was aber für die Websitebetreiber vor allem wichtig ist, sind scheinbar Suchanfragen der Form „Kategorie Bekleidung + Marke“ bzw. „Kategorie Schuhe + Marke“. Stylight scheint seine gesamte Websitearchitektur auf Markenkombinationen ausgerichtet zu haben. Egal in welcher Unterkategorie ich mich gerade aufhalte – mir werden via Sidebar immer „Ähnliche Suchen“ angeboten und diese sind schlicht Kombinationen der aktuellen Kategorie mit Marken.

Fokus ohne technischen Aufwand: eine ganz klare Linie bei der Wahl der Keywords, um die man mitspielen möchte.

Auch im Sales-Bereich ist alles auf Kombinationen Sales + Marke ausgerichtet. Es fällt wirklich auf, dass interne Links nur ausgesprochen sparsam gesetzt werden, die Marken jedoch in jedweder Kombination – aber immer thematisch passend befeuert werden.

Thematisch passend darum, weil je nach aktuellem Aufenthaltsort, immer die naheliegensten Markenkombinationen verlinkt werden. Hier sagt Stylight ziemlich deutlich: „Hey Google – wir sind die Typen mit den Klamottenmarken. Farbanfragen und Gedöhns interessieren uns nicht. Von Marken aber haben wir voll den Plan. Sieh Dich auf unserer Seite um und du wirst immer wieder davon überzeugt werden.“ Google scheint es zu glauben.

Der kaschierte Weg: Ladenzeile

Ladenzeile hingegen fährt hier eine ganz andere Strategie mit gleichem Erfolg. Ladenzeile möchte alles und das nicht zu knapp. Zu sagen, „Hey, wir können nur Marken und sonst nix“ – das scheint da nicht in Frage zu kommen. Mode, Schmuck, Garten, Spielzeug – ja selbst Hackfleischwürzmischung. das ist ein echter Bauchladen – aber kein semantischer Bauchladen.

Ladenzeile trennt all diese Themenwelten in mehrerlei Hinsicht. Zm ersten liegt jede der Kategorien auf einer eigenen Subdomain. Auf den Subdomains selbst führt dann nur der Umweg über die Startseite (der einzige Link (ausgenommen relevante Marken im Footer und das Flyout, dass Hauptmenü, das aber ohne Java Script nicht in die Tiefe verlinkt)) heraus aus der jeweiligen Kategorie. Wir haben hier also eine zweifache thematische Abgrenzung: auf Domainebene und auf Ebene der internen Verlinkung.

Das alles scheint aber noch nicht zu genügen, da auch innerhalb dieser so entstehenden Themenwelten – defacto hat Ladenzeile damit nahezu eigenständige Domains für Spielzeug, Garten und Hackfleischwürze – noch einmal ganz scharf abgegrenzt wird. Zum einen weiß auch Ladenzeile, wofür man ranken möchte und wofür nicht. Von jeder Kategorie aus sind einige Links in Java Script kaschiert und andere ganz ordentlich in <a href> angelegt. So sind „braune Gartenmöbel“ Ladenzeile den Pagerank wert, während jene in Pastell zwar erhältlich, aber uninteressant sind. Die einen werden kaschiert, die anderen ordentlich verlinkt (das allerdings ist kein Siloing sondern Pageranksculping).

Viel krasser ist allerdings, dass dies auch auf bestimmte Subkategorien Zutriff – nur, dass hier eben Siloing betrieben wird. Befinde ich mich nur tief genug in der Hierarchie, sind die Themen wirklich auf das Extremste eingegrenzt. Findet Google z.B. im Bereich Garten Themenwelt „Außenleuchten“, so führt kein direkter Link (Weg) mehr aus dieser Themenwelt heraus auf in eine irgendwie verwandte („Innenleuchten“) – irgendwie verwandt scheint es hier nicht zu geben. Das Raster zieht sich dann immer enger. Im Bereich „Wegbeleuchtung“ angelangt, finde ich nur noch die jeweiligen Unterkategorien und die für Wegbeleuchtung relevantesten Marken. Das ist ziemlich heftiges Siloing.

Via Siloing lassen sich Themen bis ins Detail eingrenzen.

Ladebzeile zieht hier – aus rein semantischer Sicht – ein ziemlich enges Netz um die jeweiligen Themen. Für gewöhnlich empfielt der gemeine SEO Consultant (und so auch ich nicht selten) Themen miteinander zu verbandeln, die sich begrifflich ähnlich sind. Nach dieser Auffassung haben Gartenleuchten und Gartenmöbel durchaus eine Berechtigung untereinander verlinkt zu werden. Ladenzeile sieht das scheinbar anders – ähnlich wie Stylight – und aktuell scheinen sie damit im Recht zu sein.

Der Fall Idealo

Idealo hingegen stellt das genaue Gegenteil dar, von den eben beschrieben Beispielen. Hier gibt es keinerlei echte Themenwelten durch die Goolgle navigieren könnte. Genau genommen ist die Seite bei ausgeschalteten Cookies und ausgeschaltetem Java Script ziemlich winzig. Hier findet sich eigentlich nicht viel mehr als die Startseite. der Rest bekommt eine Session ID und ist also in regelmäßigen Abständen verschwunden.

Und auch wenn Google darüber locker hinweg sehen sollte, so bleibt noch immer festzuhalten, dass die Seite eigentlich keine Architektur hat, in der sich ein Themencluster bilden kann. Die Wege die ein Bot beschreiten kann, sind nahezu linear, d.h. um sich eines thematischen Kontextes zu versichern hat der Bot ab einer bestimmten Tiefe nur die Möglichkeit, via Breadcrumb den Weg zurück anzutreten (womit er nicht schlauer ist als zuvor). Links und Rechts sind vollkommen inhaltsleer oder per internem nofollow (?) bzw. noindex-Tag nicht verwertbar.

Ohne Kontext kein Ranking (mehr).

Kurzum: Idealo gibt Google keine kontextuellen Informationen darüber, ob das betreffende Dokument wirklich von z.B. Fahrrädern handelt, oder aber irgendetwas, irgendwie Verwandtes zum Thema hat. Und wenn man Google nach dem Panda 4.0 fragt „Hey – bist Du ganz sicher, dass Idealo relevant für Fahrräder ist?“, dann sagt Google „Ähm..na ja…pass auf: geh zu Ladenzeile! Die geben mir zwar auch nicht mehr Text, aber dort sieht rundherum zumindest alles wirklich danach aus“.


Fazit

panda-update-40Nun denn. Sind wir schlauer? Es gibt ein paar Dinge, die die meisten Gewinner gemeinsam haben. Was ich bei Ladenzeile und Stylight festgestellt habe, lässt sich so auch bei anderen Gewinnern finden: entweder per Vorabdefinition oder per „Kaschierung“ erzeugte Fokussierung. Und unter den Verlierern finden sich reichlich Beipsiele, bei denen ein Mangel an Fokussierung und nicht ein Mangel an Content festgestellt werden kann. Beispielhaft seien hier die Gutscheinseiten genannt, die vor Content nahezu strotzen. Gewaltige Texte, Bilder, Videos und aller PiPaPo, den es laut SEO Handbuch so braucht um richtig gut zu ranken. Und dann: der Absturz nach dem Panda. Ich würde sagen, das ist einem Mangel an thematischer Fokusierung, gesteuert über die Seitenarchitektur, geschuldet. Sicher nicht der einzige Grund, aber einer, der einem Panda 4.0 sehr gut zu Gesicht stehen würde. Dass die Art und Weise, wie thematische Cluster via Seitenarchitektur hergestellt werden, durchaus ein Schlüssel zum Panda sein könnten, habe ich in einem anderem Artikel zum Thema Panda Crack schon einmal dargestellt. Vielleicht ist das ja der Knackpunkt. Tolle Texte haben zumindest nur wenige unter den Gewinnern aufzuweisen.

Was meint Ihr?