merchantday 2018: Recap
Gibt es im heutigen Onlinehandel noch Alternativen zu Webshop-Giganten wie Amazon und eBay? Wie orchestriere ich mehrere Vertriebskanäle und worauf kommt es bei der Suchmaschinenoptimierung für Google und Amazon an? Diese und weitere Fragen wurden auf dem merchantday 2018 in Hannover beantwortet.
Wir waren mit dabei und verraten in unserem Recap die Key Take-aways der E-Commerce- und Marketplace-Konferenz.
Merchantday WarmUp
Ronny Marx
Den Auftakt des merchantdays 2018 macht SEO-Entrepreneur Ronny Marx, der den Bereich „Amazon SEO“ in Deutschland entscheidend mitgeprägt hat. Sein Intro beinhaltet nicht nur wichtige Infos zur Konferenz, sondern bietet auch spannende Fakten rund um das Thema Onlineshopping. Ronny zufolge sei Dienstag der schlechteste Shopping-Tag. 61 Prozent der Onlineshopper kaufen übrigens bevorzugt abends im Netz in. Knapp ein Drittel, genauer gesagt 30 Prozent, shoppt samstags. Ganze 76 Prozent der lokal Suchenden gehen sogar am gleichen Tag noch ins Geschäft.
Keynote: Customer Journey 2018
Christa Chen
Direkt aus Dublin startet die Google Agency Development Managerin Christa Chen die Konferenz mit einer spannenden Keynote. Egal ob in der Handtasche oder in der Hosentasche: Handy, Schlüssel und Geld hat man fast immer dabei. Was wir dank Christa wissen: Smartphones werden schneller als geklaut gemeldet als Schlüssel oder Portemonnaies. Woran das liegt? Man merkt es schneller, wenn man das Handy plötzlich nicht mehr parat hat. Dies unterstreicht Christa mit dem Fun Fact, dass jeder das Smartphone circa 150 Mal am Tag nutzt. Das kann man vom Haustürschlüssel wohl nicht sagen. Somit handelt es sich beim Handy um DEN Lebensbegleiter. Kein Wunder also, dass der Fokus im E-Commerce auf der mobilen Nutzung liegen sollte. Dabei verschwimmt die Grenze zwischen Online- und Offline-Nutzung zunehmend.
Mikro-Momente
In der Customer Journey sind einige Momente laut Christa wichtiger als andere. Deshalb sollten Sie diese so genannten Mikro-Momente abgreifen. Bei den Mikro-Momenten handelt es sich um die Schnittmenge aus dem Kontext, der (Kauf-)Absicht und der Dringlichkeit. Sie gliedern sich in:
- Ich-will-wissen-Momente
- Ich-will-kaufen-Momente
- Ich-will-dahin-Momente
Um diese Mikro-Momente abzufangen, nutzt Christa den Marketing-Funnel. Dabei sind alle Schritte des Marketing-Funnels wichtig und an einer erfolgreichen Conversion beteiligt. Das Motto der Rednerin lautet „See, think, do“. Beachten Sie bei der Attribution, dass diese fortwährende Analyse und Optimierungen erfordert. Bezüglich der Attribution unterscheidet Christa die nachfolgenden Modelle:
- Letzter Klick
- Erster Klick
- Linear
- Zeitverlauf
- Data-Driven
- Positionsbasiert
Google Shopping – Best Practices und Tipps für eine bessere Conversion
Khalil Agheli Zadeh
Kahlil Agheli Zadeh ist bereits seit 17 Jahren im Online Marketing unterwegs. Bei seinem Vortrag auf dem merchantday 2018 stellt er die Funktionsweise von Google Shopping mit einer der folgenden ähnelnden Abbildung dar:
Kahlil sieht den Data Feed als strategischen Punkt von Google Shopping, da auf diesen Einfluss genommen werden kann. Hinsichtlich der Optimierung empfiehlt er, Produkttitel mit bis zu 150 Zeichen zu verwenden, in denen beispielsweise die Marke auftaucht. Auch können Sie auf Informationen eingehen, die nicht direkt dem Bild entnommen werden können. Ein Beispiel hierfür ist die Angabe des Produktmaterials.
Seit August 2017 gibt es Showecase Shopping Anzeigen. Diese beinhalten neben Headerbild, Logo und Headline auch eine Beschreibung, eine Kategorie-URL und Vieles mehr. Sie können dieses Anzeigeformat nutzen, wenn Sie die neue Adwords-Oberfläche verwenden und sich bei Adwords-API anmelden.
Das Remarketing mit Shopping Anzeigen stellt Kahlil ähnlich dieser Abbildung dar:
Er rät dazu, Remarketing mit Shopping Anzeigen nicht häufiger als zwei Mal am Tag pro Nutzer anzuwenden. Gute Conversionraten haben:
- Display-Kampagnen, bei denen der Nutzer bis zum Warenkorb gelangt ist, allerdings keine Dankesseite ausgespielt wurde – ergo kein abgeschlossener Kauf.
- Suchnetzwerke – Kauf wurde getätigt.
Aus der abschließenden Fragerunde mit Kahlil geht hervor, dass man den Data Feed weiter optimieren kann, indem man strukturierte Daten nutzt.
Ins „relevant set“ des Kunden vordringen: Brandbuilding mit Plan
Bernhard Rauscher
Weiter geht es auf dem merchantday 2018 mit dem Vortrag von Bernhard Rauscher – ein Experte, wenn es um Markenauf- und -ausbau geht. Bernhard thematisiert das so genannte relevant set und Tag-basierte E-Mail-Listen. Das relevant set fragt danach, welche Marken am bekanntesten sind. Das sind alle, die einem spontan einfallen. Im passiven relevant set sind somit alle Marken enthalten, die man kennt. Um ins relevant set einer Person zu gelangen, werden Touchpoints benötigt.
Gießkanne vs. Pipette? – Wie Sie Nutzer targeten sollten
Sie sollten vorzugsweise den gleichen Rezipienten regelmäßig via Touchpoints targeten. Dies verdeutlich Bernhard mit dem Beispiel Gießkanne vs. Pipette. Sie sollten lieber mit der Pipette direkt mögliche Nutzer targeten, anstatt mit der Gießkanne Wasser auf eine breite Masse zu schützen. In diesem Beispiel sparen Sie so Wasser, bezogen auf die Touchpoints Geld.
Wie finde ich die gewünschten Rezipienten?
Weniger kostspielig gestaltet es sich also, wie mit einer Pipette beim Targeting auf eine Auswahl von Rezipienten abzuzielen. In Konsequenz stellt sich die Frage, wie man die gewünschten Rezipienten findet. Zunächst gilt es diese zu identifizieren. Anschließend geht es darum, die Rezipienten festzuhalten. Dies gelingt zum Beispiel mithilfe von Retargeting, E-Mail-Marketing, Messenger, Facebook Custom Audience oder Bots. Bauen Sie anschließend eine Tag-basierte E-Mail-Liste auf. Hierbei lohnt es sich, unterschiedliche Mailings zu erstellen beispielsweise nach Interessen und für Personen, die zuletzt die Website besucht haben. Tag-basierte E-Mail-Tools sind unter anderem Clicktip und Active Campaign. Definieren Sie unbedingt ein Tag-Framework wie es die folgende Graphik zeigt.
Im Inneren steht der Markenkern. Darum ordnen sich die Werte, die Vision und die Mission der Marke an. Drittens gilt es das Markenversprechen festzulegen und dies viertens in eine visuelle Identität umzusetzen. Auf der äußersten Ebene stehen die Produkte, Dienstleistungen, Events und Orte, die Technologie, die Kommunikation(skanäle), Partner, Menschen und Mitarbeiter. Letztlich empfiehlt Bernhard, durch unterschiedliche Aktionen E-Mail-Adressen zu sammeln und „Conditional Content“ mittels „personalisierter“ E-Mails auszuspielen.
5 Instagram-Hacks für dein E-Business – Social shopping here I come
Stefan Karalic
Erfahrungen mit mehreren Accounts in Bereichen wie Fashion, Travel, Automotive und Luxus machen Stefan Karalic zu einem waschechten Instagram-Profi. Ihm zufolge gilt bei Instagram mobile first, da die App User regelrecht zur Smartphone-Nutzung zwingt. Zudem liegt die Aufmerksamkeit von Usern bei der Desktop-Nutzung lediglich bei 30 Prozent, wohingegen diese bei der Nutzung via Smartphone 65 Prozent beträgt. Stefan geht in seinem Vortrag auf dem merchantday 2018 in Hannover auf die Suchintentionen bei Instagram ein. Dazu zählt er die Suche nach Marken und Unternehmen wie beispielsweise Nike und H&M im Bereich Fashion. Zudem zählt die Suche nach Promis, Stars und Inspiration zu den Suchintentionen. Andere Nutzer suchen nach den Profilen von Familienmitgliedern und Freunden oder verwenden das soziale Netzwerk möglicherweise sogar zum Stalking.
Es folgen die Möglichkeiten, wie man Instagram laut Stefan nutzen kann bzw. seine fünf Hacks. Dazu zählen:
- Branding
- Influencer Marketing
- Kundenbindung z. B. durch das Abonnieren einer Seite oder indem Kunden Rabattcodes geschickt werden
- Storytelling
- Instagram als externe Traffic-Quelle nutzen
Als Vorteile des Influencer Marketings sieht Stefan, dass dies als besonders glaubwürdig eingestuft wird. Zudem kann durch die Kooperation mit Influencern eine hohe Reichweite erzielt werden und im Idealfall sogar bestmöglich die entsprechende Zielgruppe angesprochen werden. Weiterhin kann so auch User-generated Content entstehen wie Stefan am Beispiel eines Adidas Storytellings verdeutlicht. Dank Kooperationen mit 14 Influencern wurden letztlich 15.400 Reaktionen hervorgerufen und 1.000.000 Impressionen erzeugt.
Neuerdings können die Stories sogar bei der Unternehmensseite gespeichert werden. Zudem können Sie Postings dank der neuen Instagram Shopping Funktion direkt mit Produkten verknüpfen. Ein weiterer Pluspunkt: Das soziale Netzwerk liefert demografische Statistiken. Im nächsten Schritt sollten Facebook und Instagram miteinander verbunden werden. Auf der Facebook Fanpage können unter dem Shop Produkte eingebunden werden.
Wie du mit PPC auf Amazon deine Nische dominierst
Philip Kleudgen
Mit Philip Kleudgen ist auf dem merchantday 2018 einer DER Experten zu Gast, wenn es um klickbasierte Werbung auf Amazon geht. Der Fokus seines Vortrags liegt auf PPC. Allerdings geht Philip auch beiläufig auf das organische Listing ein. Grundsätzlich empfiehlt er, die Optimierung bzw. Auswertung alle 14 Tage anstatt täglich vorzunehmen. Zu unterscheiden sind folgende Ads Formate:
- Amazon Product Display Ads (Bewertung über Konkurrenzprodukte)
- Headline Search Ad (Bewertung über Suchbegriffe, die oberhalb der Suchergebnisseite erscheint)
Durch individualisierte Ansprachen mit Hervorhebung der USPs können Sie die Klicks erhöhen. Entscheiden Sie sich vorab, ob Sie die Nutzer duzen oder siezen möchten.
Zur erweiterten Keywordrecherche gibt Philip auf dem merchantday 2018 den Tipp, relevante Keywords aus dem Bereich der Fragen und Antworten bei Amazon zu ziehen. Zudem können Sie weitere relevante Keywords über Kundenrezensionen sowie aus der Suggest-Suche gewinnen. Anhand des Best Practice-Beispiels von Philips geht Philip in seinem Vortrag zudem auf optimalen A+ Content ein.
Amazon oder eigener Shop oder beides? SEO-Strategien aus der Praxis
Uwe Hamann
Unser Besuch des merchantdays 2018 in Hannover nimmt mit dem Vortrag von Uwe Hamann ein Ende. Der erfolgreiche Onlinehändler gibt uns als Tipp für Amazon-SEO mit auf den Weg, dass eine sehr gute Verkäuferperformance als ideale Basis gilt. Relevante Inhalte sollten OnPage optimiert werden. Zudem gilt für Amazon-SEO: Ohne Verkäufe läuft nichts.
Folgende Vorteile von Amazon-SEO stellt Uwe in seinem Vortrag heraus:
- Sehr schnelle organische Rankings sind möglich
- Amazon-SEO können Sie gut selbst steuern (bei Eigenmarken)
- Mitstreiter-Rankings selbst nach unten regelbar
Auch die Nachteile von Amazon-SEO enthält uns Uwe nicht vor:
Für Google-SEO ist ein performantes, responsives System eine solide Basis. Bezüglich der relevanten Inhalte sollten Sie anstreben, die Nummer eins zu sein. Wichtig sind zudem Markenbekanntheit sowie Vertrauen. Vorzüge der Suchmaschinenoptimierung für Google:
- Die volle Marge ist selbst abschöpfbar.
- Markenbekanntheit – falls vorhanden – hilft immens.
- Eigene Affiliate Systeme, die Backlinks und die Marke aufbauen können, können genutzt werden.
- Die Daten befinden sich auf dem eignen Server bzw. System.
- Sie können die Preise selbst bestimmen.
- Bei Ausverkauf bleiben die Rankings meist erhalten.
Grundsätzlich empfiehlt Uwe eine responsive Arbeitsweise. Verwenden Sie vor allem bei der mobilen Version Ihrer Website kleinere Bilder und optimieren Sie Ihre Inhalte. Zudem sollten Sie unbedingt für mobile Endgeräte andere Inhalte als auf dem Desktop bieten. Uwe kommt abschließend zu dem Fazit, dass Google nachhaltiger ist. Allerdings beansprucht Google-SEO zugleich mehr Zeit. Mit Amazon-SEO können Sie hingegen sehr schnell innerhalb von einem Tag starten. Jedoch ist diese Variante der Suchmaschinenoptimierung weniger nachhaltig. Sowohl für Amazon-SEO als auch für Google-SEO gilt, dass Bedarf vorhanden sein muss. Das bedeutet, dass es sich um „geile“ Produkte handeln muss und dass emotionale sowie detaillierte Bilder zur Verfügung stehen sollten. Letzter Key Take-away aus dem Vortrag von Uwe: Nutzen Sie im Titel bei Amazon unbedingt Synonyme.
Unser Fazit zum merchantday 2018
Alles in allem war der merchantday 2018 eine rundum gelungene Konferenz zum Thema E-Commerce und Marketplace. Noch handelt es sich allerdings um eine Veranstaltung im eher kleinen Rahmen. Geboten wurden Vorträge rund um die Webshop-Giganten Amazon und ebay und den Online-Verkauf im Allgemeinen. Thematisch bereichernd waren auch Vorträge wie der zum Social Shopping auf Instagram. In den Pausen konnten zahlreiche Stände besucht werden, die mit tollen Angeboten lockten. Ein weiterer Pluspunkt der diesjährigen Veranstaltung: Die Location bietet gute Parkplatzmöglichkeiten und ist zudem einfach mit den Öffis zu erreichen. Wir freuen uns schon auf den merchantday 2019. Bis dahin bleiben wir gespannt, ob die Potenziale der Location Hannover Messe genutzt werden, um die Konferenz wachsen zu lassen. Wer nicht bis zum nächsten Jahr warten möchte, kann auch einen der merchantday-Stammtische besuchen. Die Termine werden in der Regel vier bis fünf Wochen im Vorfeld hier angegeben. Alle Standort-MeetUps sind dort im Footer aufgelistet.
Quellen und Links
Blog-Lesetipps:
- Recap zur SEO Campixx 2018 in Berlin sowie zur SMX 2018 in München.
Bildquellen: