SEO / construktiv 12. Dezember 2017

Bounce Rate – die Absprungrate unter der Lupe

Wenn vom Erfolg einer Website die Rede ist, kommt ein KPI unumgänglich zur Sprache: die Bounce Rate oder zu Deutsch Absprungrate. Doch was beschreibt die Kennzahl eigentlich und wie sollten Sie mit ihr umgehen? Finden Sie es jetzt heraus!

Bounce Rate und Erfolg

Was die Bounce Rate eigentlich ist

Die Bounce Rate entspricht dem Verhältnis von Usern, die lediglich eine einzige Seite der Website besuchen und diese dann wieder verlassen haben, und jenen, die mehrere Seiten der Website angesehen haben. Grundsätzlich sagt der Wert also aus, wie stark der Inhalt einer Seite Besucher dazu anregt, tiefer in die Website einzusteigen.

Achtung: Verwechseln Sie die Absprungrate nicht mit der Ausstiegsrate. Die Ausstiegsrate gibt an, wie häufig eine Seite die letzte des Besuchs war. Und das unabhängig davon, wie viele Seiten der Nutzer während des Besuchs aufgerufen hat.


So wird die Kennzahl berechnet

Zurück zur Bounce Rate. Der KPI wird in Prozent angegeben und bezieht sich in der Regel auf das oben beschriebene Verhältnis. Es gilt also:

Formel Absprungrate

Allerdings messen verschiedene Analysetools Absprünge, also Besuche ohne weitere Navigation, auf unterschiedliche Art und Weise. Google Analytics zum Beispiel wertet per Default einen Absprung als Sitzung, bei der innerhalb von 30 Minuten nur eine einzige Anfrage an den Analytics-Server ausgelöst wird. Diese einzelne Anfrage ist das Aufrufen der Seite.

Bei anderen Definitionen sind die Bedingungen für einen Absprung auch erfüllt, wenn der Nutzer während des einzelnen Seitenaufrufs noch eine weitere Aktion (z. B. Scrollen) ausführt und die Seite dann verlässt. Sie sollten die Berechnung bei Ihrem verwendeten Tool kennen, um die Bounce Rate richtig interpretieren zu können.

Übrigens: Mit Google Analytics können Sie die Höhe der ermittelten Absprungrate verringern, indem Sie bestimmte Ereignisse definieren, die eine Anfrage an den Analytics-Server auslösen sollen:

  • Event hits:
    Eine bestimmte Aktion, wie der Klick auf eine Schaltfläche
  • E-Commerce transaction item hits:
    Interaktion mit Artikeln, die zum Beispiel in den Warenkorb gelegt werden
  • Social Plugin hits:
    Nutzung von Plugins zum liken und sharen
  • Scroll-Tracking:
    Erfassen der Scrolltiefe

Erhält der Analytics-Server für diese Interaktionen eine Anfrage, gelten die jeweiligen Besuche nicht mehr als Absprünge. Damit wird die Bounce Rate aussagekräftiger, denn sie bezieht sich nun nur noch auf Besucher, die nicht mit der Seite interagiert haben.


Mögliche Gründe für eine hohe Bounce Rate

Gründe Bounce Rate

Zu den häufigsten Gründen für eine hohe Bounce Rate gehören:

  • One Pager:
    Eine Seite ohne Unterseite führt unweigerlich dazu, dass der Nutzer auch auf dieser wieder aussteigt.
  • Schlechtes Seitendesign:
    Unübersichtliche Seiten, schlechte Navigation und ein wenig ansprechendes Äußeres schrecken den Besucher ab.
  • Schlechte Seitenstruktur:
    Fehlende interne Verlinkungen erschweren dem Nutzer eine Navigation durch die Website.
  • Schlechte Inhalte:
    Es fehlen Informationen oder die gelieferten Informationen passen nicht zum Nutzerbedürfnis.
  • Fehlerhafte Einbindung des Tracking-Codes:
    Der Code zur Erfassung der Besuche wurde falsch implementiert und führt zu Fehlern bei der Messung.

So interpretieren Sie die Bounce Rate

Zunächst gibt es keine bestimmte Höhe, ab der die Bounce Rate Handlungsbedarf aufdeckt. Denn Absprungraten variieren beispielsweise bei verschiedenen Branchen und Themen. Ein Blick auf den Benchmark kann hier hilfreich sein. Vergleichen Sie auch die Absprungrate Ihrer Website insgesamt mit denen einzelner Seiten. Haben vereinzelte Seiten eine deutlich höhere Bounce Rate als andere, sollten Sie sich diese Seiten einmal genauer ansehen.

Interpretieren Sie die Absprungrate dabei immer im funktionalen und thematischen Kontext der Seite. Content-lastige Seiten wie Blogartikel weisen häufig eine hohe Bounce Rate auf. Das liegt in der Regel aber nicht an der mangelnden Content-Qualität. Denn möglicherweise liest der Nutzer den gesamten Inhalt der Seite, klickt sich danach aber nicht weiter durch die Website. Deshalb sollten Sie die Absprungrate auf solchen Seiten mit Blick auf die Verweildauer deuten oder die Scroll-Tiefe messen.

Aber auch eine kurze Verweildauer bei hoher Absprungrate muss nicht unbedingt mit schlechtem Content oder einer unbefriedigenden User Experience zusammenhängen. Manchmal suchen Nutzer nach einer ganz bestimmten Information wie einer Adresse oder Telefonnummer. Entdeckt er diese Information binnen weniger Sekunden auf Ihrer Seite, verlässt er die Seite zwar schnell wieder, hat sein Suchbefürfnis jedoch befriedigen können.

Handelt es sich jedoch um navigationale Seiten wie Startseiten oder Verteilerseiten, sollten diese eher eine niedrige Bounce Rate aufweisen. Schließlich sind die Seiten dafür konzipiert, den Besucher weiter durch die Website zu navigieren.

Ob eine hohe Bounce Rate für Sie problematisch ist, hängt also immer davon ab, welches Ziel Sie mit Ihrer Seite verfolgen.


Diese Maßnahmen können Sie ergreifen

Bounce Rate Maßnahmen

Konnten Sie die Höhe der Bounce Rate nicht mit dem Kontext einer Seite erklären, dann sollten Sie einen Blick auf andere Einflussfaktoren werfen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Bounce Rate und Zugriffen über mobile Endgeräte? Dann sollten Sie testen, ob die Seite auf Smartphone und Tablet ordentlich dargestellt wird und gegebenenfalls Verbesserungen vornehmen. Denn: Wenn Inhalte nicht korrekt dargestellt werden, verlassen Besucher Seiten schnell wieder.

Außerdem sollten Sie sich die Traffic-Quellen einmal genauer ansehen. Vielleicht kommen die Besucher Ihrer Seite aufgrund Ihrer Social Media Posts auf die Seite. Prüfen Sie dann, ob die Inhalte der Posts zur angegebenen Landingpage passen. Erhalten Ihre Nutzer den Content, den Sie aufgrund Ihrer Botschaften im Post erwarten? Selbes gilt natürlich auch für Display-Anzeigen.

Auch Title und Description in Suchmaschinen-Anzeigen und der organischen Suche sollten die Suchenden nicht fehlleiten. Wählen Sie geeignete Keywords und bereiten Sie die Seite sowie Title und Description passend zur Suchintention auf.

Daneben sollten Sie die User Experience auf Ihrer Seite testen. Gibt es Fehler in der Darstellung, ist die Seitengeschwindigkeit gut, funktionieren alle Features und können die Besucher wichtige Informationen auf den ersten Blick erfassen?

Drehen Sie an den Stellschrauben Ihrer Seite oder überarbeiten Sie Posts, Display-Anzeigen sowie die Darstellung in den Suchergebnissen. So liefern Sie Ihren Besuchern ein passgenaues und befriedigendes Ergebnis.


Fazit: Wichtige Kennzahl, schwierig zu interpretieren

Die Bounce Rate kann aber muss nicht  Hinweise zur Optimierung einer Seite geben. Eine hohe Absprungrate bedeutet nicht unbedingt, dass eine Seite schlechten Content bietet, denn vielleicht finden Nutzer die gesuchten Informationen direkt und verlassen die Seite zufrieden wieder.

Deshalb muss die Absprungrate immer im Kontext der jeweiligen Seite interpretiert werden. Auch die Anpassung der Bounce Rate über zusätzlich gemessene Interaktionen kann das User-Engagement auf Ihrer Seite in ein anderes Licht rücken. Es gilt also: nicht in Panik verfallen, Einzelfälle prüfen, gegebenenfalls Tracking-Anpassungen vornehmen und im letzten Schritt reflektierte Optimierungen umsetzen.

Bildquellen:

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Das zweite Bild im Beitrag ist von geralt // pixabay

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