Google / Björn Hallmann 30. Juli 2015

Google Contributor: Besser bezahlen als Werbung sehen?

Irgendwie klingt es gar nicht schlecht. Sie bezahlen Google ein paar Euro und dafür blendet das Unternehmen Werbung für eine gewisse Zeit aus. Mit dem Geld werden dann anteilig die Websites bezahlt, die Sie besucht haben. Klingt das nicht fair?

Irgendwie schon und irgendwie mag bezweifelt werden das Contributor – so heißt das jüngste Google Kind – funktionieren wird. Wir haben uns die neue Form des „AdBlockers“ mal angesehen und zeigen, was hinter dem Dienst steckt, den der Internetriese just in den USA gestartet hat.

google contributor - trafficmaxx

Darf ich vorstellen: Contributor, Googles Contributor.

Google hat auch in diesem Jahr einen enormen Gewinn eingefahren, der wie gehabt insbesondere durch Werbeeinnahmen erzielt wurde. Nichtsdestotrotz hat das Unternehmen mit stetig fallenden Klickpreisen zu kämpfen. Hinzu kommt die ebenfalls wachsende Gefahr von AdBlockern, die den Konzern wiederum – auf die eine oder andere Art – Geld kosten. Klar, das der Internetriese nach Lösungen sucht, die auch die Einnahmen durch Werbung stabil halten oder eben kompensieren.

Ein Ansatz, um der Gesamtmiesere entgegenzuwirken, lautet nun Contributor. Das Projekt hatte Google bereits im letzten Jahr vorgestellt. Jetzt ist es aus der Testphase heraus und geht in den USA an den Start.

Kurz zur Erklärung: Die Nutzer können Contributor im Monat einige US-Dollar (derzeit 2, 5 oder 10 $) „zuschießen“, damit das Programm dann die Werbung, genauer AdSense-Banner für eine gewisse Zeit ausblendet. Dafür wird dann beispielsweise eine Dankesmeldung angezeigt und die besuchten Websites erhalten anteilig Geld aus dem Topf.

google contributor Dollar pro Monat - trafficmaxx

„Digitale Wegelagerei“ mal anders?

Man könnte sagen, das Prinzip von Contributor entspricht einem umgekehrten AdBlocker. Der kassiert ja zum Teil Geld von Werbenden (u. a. von Google), um Werbung eben doch auszuspielen beziehungsweise nicht zu unterdrücken. Allerdings gibt Google das Geld quasi wieder zurück ins Netz, in dem nämlich die besuchten, an Contributor teilnehmenden Websites unterstützt werden.

Vom Ansatz her erscheint das Ganze fairer als die Herangehensweise von AdBlockern. Während sich diese quasi zwischen bestehende Werbeverträge von Website-Betreibern und Werbenden schalten und in erster Linie die vermeintlichen Interessen der Besucher stärken, dreht Google den Spieß um und bittet den Nutzer von Webangeboten zur Kasse. Letzterer hat nun quasi die Qual der Wahl: Für genutzte Angebote bezahlen oder Werbung ertragen. Oder, tja, einfach AdBlocker nutzen und weiter vollkommen kostenfrei auf die Masse von Online-Produkten und -Dienstleistungen zugreifen.

google contributor Werbeausblendung - trafficmaxx

Die Werbeindustrie nennt das Prinzip „AdBlocker“ gerne mal „digitale Wegelagerei“. Macht Google mit Contributor das Selbe, nur das die „Abgezockten“ nun die Nutzer sind?

Nun, immerhin kann der User von Contributor noch auswählen, welche Websites kein Geld von ihm erhalten oder welche Seiten ausschließlich von der Ausschüttung profitieren sollen. Übrigens wieder eine gewisse Ähnlichkeit zu AdBlockern, wo ja unter anderem eingestellt werden kann, welche Seiten von der Werbeblockierung ausgenommen sein sollen.

FYI: Nicht verwendetes Geld aus Contributor wird in den nächsten Monat überführt. Eine Rückzahlung ist hingegen nicht möglich.


Fazit: Ein mindestens interessanter Ansatz.

Fakt ist, der Nutzer bekommt mit Contributor eine weitere Möglichkeit, mit Online-Werbung umzugehen. Er kann sich von AdSense-Bannern freikaufen oder die jeweilige Werbung zulassen. In beiden Fällen kann er die besuchten Websites unterstützt, die ja häufig auf die Einnahmen angewiesen sind. Auch die Verwendung von AdBlockern steht jedem Surfer frei – allerdings mit dem Beigeschmack, dass sich favorisierte Webangebote nicht mehr finanzieren lassen und ggf. früher oder später verschwinden. Es sei denn, beliebte Seiten werden generell von der Totalblockade ausgenommen.

Soweit so gut.

Ein großes Manko hätte dann Contributor allerdings noch – es befreit mich eben „nur“ von AdSense-Bannern! Ganz ehrlich, das sind zumeist diese kleinen, weniger störenden Werbebanner, die diverse Google-Richtlinien beachten müssen, um die Nutzer nicht zu nerven, und kaum das große „Werbung stört!“-Problem ausmachen. Dementsprechend ist natürlich die Frage, warum sollte ich Google dafür Geld geben, AdSense-Banner zu blockieren, wenn es diesbezüglich ganz andere aggressivere Baustellen gibt?

Wer sich vor Werbung „schützen“ möchte, der will normalerweise eine komplette Befreiung. Mit anderen Worten: Google Contributor bietet dem typischen Werbeblocker keine echte Alternative.

Anregung: Es sei denn, der AdBlocker blockiert Google Werbung gar nicht!

Laut dem Unternehmen funktioniert das Ganze zudem auf allen aktuellen Browsern – allerdings nur, wenn der Benutzer eindeutig identifiziert werden kann. Und was das wiederum für die Privatsphäre bedeutet, sollte unlängst jedem klar geworden sein. Für Google ist es sicherlich nicht nur ein praktischer Nebeneffekt, weitere Daten von Contributor-Nutzern zu bekommen.

In diesem Sinne, hier noch mal die Basics. 🙂

google contributor - die Basics - trafficmaxx

Quellen + Links:

Hier kommen Sie zur offiziellen Website von Goolges Contributor.